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Andrea Eckert
COVERSTORY: MEISTERKLASSE – eine berührende Hommage an die Primadonna assoluta!
Text: Andrea Beckert, Fotos: Tanja Schwind / ts.pictureworld (11), Katharina Schiffl (2)

Wien, 17.04.2024. Anlässlich des 100. Geburtstages der Opernlegende Maria Callas am 2. Dezember 2023 fand die Wiederaufnahme der legendären Insze-nierung des Wiener Volkstheaters von Arie Zinger aus dem Jahr 1997 im Vindobona statt. Mit Kammerschauspielerin Andrea Eckert in der Hauptrolle kehrt „die Göttliche“ zurück auf die Bühne. In der „Meisterklasse“ aus der Feder von Terrence McNally zeigt sich die Diva von ihrer anmutigen, verletzli-chen, aber auch schonungslosen und ungnädigen Seite. Die letzten beiden „Meisterklassen“ gibt Maria Callas am 27. und 28. April 2024 im Vindobona. Es gibt noch Restkarten! Prädikat: absolut empfehlenswert, weil superb!
Über Maria Callas:
Maria Anna Cecilia Sofia Kalogeropoulou, Tochter eines aus Griechenland ausge-wanderten Apothekers, wurde am 2. Dezember 1923 in New York City geboren. Auf Betreiben der ehrgeizigen Mutter, übersiedelte die Familie (ohne Vater, aber mit hübscher älterer Schwester) 1937 nach Athen. Ihre Ausbildung machte sie am Athener Konservatorium durch die hoch angesehene spanische Pädagogin Elvira de Hidalgo, die selbst eine gute Karriere als Sopranistin gehabt hatte.
Ihre Karriere startete Maria Callas während des Zweiten Weltkriegs im besetzten Athen (Hauptrollen als Teenager!), dann folgte der Versuch, in New York Fuß zu fassen, was misslang. Mit Glück trat sie beim Festival von Verona 1947 auf und das war der Beginn der fulminanten zweiten Karriere – samt beeindruckendem Gewichtsverlust. Mithilfe der Stardesignerin Biki (Elvira Leonardi Bouyeure), die fortan für den mondänen Look der Callas verantwortlich zeichnete, wurde Maria Callas zur Stilikone. 1959 lernte Maria Callas Aristoteles „Ari“ Onassis kennen und begann kurz darauf eine tragische Liaison mit dem griechischen Milliardär, der sie später ungeniert für die Witwe des ermordeten US Präsidenten Kennedy sitzen ließ, während die Callas noch glaubte, er würde sie heiraten.
Am 5. Juli 1965 nahm Maria Calls ihren Abschied von den Opernbühnen mit der Tosca-Aufführung im Royal Opera House Covent Garden in London. Von 1971 bis 1972 unterrichtete sie zeitweilig ausgewählte Meisterklassen an der Juilliard School in New York.
Gestorben ist Maria Callas ziemlich einsam im Alter von 53 Jahren am 16. Sep-tember 1977 in der Rue Georges Mandel 36 in Paris. Kleines Detail am Rande: Der Mittelstreifen der Straße wurde später in „Allée Maria Callas“ umbenannt und ist ein Bezahlparkplatz mit einer überreichen Vogelpopulation in den flan-kierenden Bäumen.
Maria Callas hat ein bedeutendes musikalisches Erbe hinterlassen. „Meisterklas-se“ ist eine bewegende Verneigung vor der berühmtesten Sopranistin aller Zei-ten mit der brillanten Andrea Eckert in der Hauptrolle.

Über das Stück „Meisterklasse“:
Das Erfolgsstück „Meisterklasse“ aus der Feder des US-amerikanischen Dramati-kers Terrence McNally ermöglicht einen tiefen Einblick in Leben und Wirken von Maria Callas, deren ausgesprochen schöne Stimme geliebt und deren Launen gefürchtet wurden. Über 170.000 Besucher sahen diese elf Jahre auf dem Spiel-plan des Wiener Volkstheaters befindliche Aufführung mit Kammerschauspiele-rin Andrea Eckert in der Hauptrolle.

Inhalt:
Als ihre Stimme den Zenit überschritten hatte, ihre glanzvollen Triumphe auf den großen Bühnen dieser Welt vorbei waren, gab Maria Callas an der re-nommierten Juillard School in New York Meisterklassen.
Gemeinsam mit drei jungen, schüchternen Sänger*innen – den beiden Sopranis-tinnen Sophie und Sharon und dem Tenor Tony – arbeitet Maria Callas an Arien aus „La Sonnambula“, „Tosca“ und „Macbeth“ – jede der Opern markiert einen Meilenstein in Maria Callas´ Weltkarriere. Zu hören gibt es unter anderem Live-Mitschnitte von ihren Auftritten an der Mailänder Scala, wie vom 5. März 1955 unter Leonard Bernstein mit „Ah non credea“ und dem folgenden „Ah non giunge“ und die Auftrittsarie der Lady Macbeth bei der traditionellen Scala-Sai-sonpremiere am 7. Dezember 1952.
Zwischendurch reflektiert die Callas in minutenlangen Monologen über ihr be-wegtes Leben – ihre Kindheit in Armut, ihre triumphalen Höhepunkte sowie die tragischen Momente, aber auch ihre zerstörerische Beziehung zum reichen Grie-
  chen und Reeder Aristoteles Onassis.
In der Meisterklasse durchlebt die Operndiva ein Wechselbad der Gefühle – und das Publikum leidet, lächelt und trauert mit ihr bis zum Schluss mit.

Fazit über die Meisterklasse am 16. April 2024:
Der Abend gehörte vor allem Maria Callas und wurde ein Triumph für Andrea Eckert. In ihrer Lebensrolle ging die herausragende österreichische Schauspiele-rin auf der Bühne des Vindobonas vollkommen auf – sie machte sich „DIE Callas“ zu eigen. Mit gekonnt gesetzten Nuancen in Mimik und Gestik differenzierte die Kammerschauspielerin zwischen der anmutigen, aber auch verletzlichen „Prima-donna assoluta“ des 20. Jahrhunderts und jener extrem eitlen Perfektionistin, die wegen ihren Launen und schonungslosen, ungnädigen Ansprüchen bei ihren Student*innen gefürchtet war. Andrea Eckert wurde für ihre Performance mit der Kainz Medaille und dem Karl Skraup Preis ausgezeichnet. Übrigens, Frau Callas duldet keine Störgeräusche während des Unterrichtes. In diesem Fall kann es sein, dass Sie auf die Bühne geholt oder des Saales verwiesen werden. Pünktliches Erscheinen vor Beginn der Stunde versteht sich von selbst. Großar-tig, das könnte gerne auch bei allen Vorstellungen eingeführt werden. ;-)
Bravourös verkörperten die Gesangssolisten ihre Rollen und dank Stimmvolu-men, Ausdruckskraft und Gesangstechnik kamen die Kostproben aus drei un-terschiedlichen Opern beim Publikum bestens an. Fulminant agierte Sänger Christian Koch als Pianist Manny Weinstockam und überzeugte mit brillanter Technik. Eine Freude war es, der Sopranistin Claudia Emà Camie, die schon bei der österreichischen Erstaufführung im Volkstheater 1997 dabei war, zuzuse-hen, wie nach und nach aus der schüchternen Sophie de Palma eine selbstbe-wusste Opernsängerin wurde und bei Vincenzo Bellinis „La Sonnambula“ („Die Nachtwandlerin“) der Arie der Amina aus dem 2. Akt „Ah non credea mirarti“ über sich hinauswuchs. Ganz wunderbar verkörperte Pablo Cameselle die Rolle des Tony Candolino, der wie sein Idol berühmt und reich werden möchte. Er brachte aus Giacomo Puccinis „Tosca“ die Arie des Mario Cavaradossi aus dem 1. Akt: „Recondita armonia“ virtuos zu Gehör. Nicht weniger brillant war Teresa Gardner in der Rolle von Sharon Graham. Bei ihrem Auftritt in Giuseppe Verdis „Macbeth“ während der Auftrittsarie der Lady Macbeth, auch Briefszene genan-nt, kam ihre Stimme besonders gut zur Geltung. Maria Callas war an diesem Abend die Ruhe in Person. Sogar als ein Bühnenarbeiter, Oliver Mülich, den Unterricht mehrmals unterbrach, bewahrte Frau Callas Haltung und Gelassen-heit. Eine Meisterleistung!
Kurz gesagt: Das Publikum im Unterrichtsraum bzw. im Zuschauerraum des Vindobona war von der einzigartigen Intensität so begeistert und verblüfft, als hätte Maria Callas höchstpersönlich Dienstagabend die Meisterklasse unterrich-tet. Mit tosendem Applaus belohnten die beeindruckten Zuschauer*innen, dar-unter auch einige, die noch keine großen Fans von Oper sind, Dienstagabend diese wunderbare Aufführung. Bravo!

UNISEX-Bewertung: 5 von 5 Punkte

Meisterklasse
27. & 28.04.24, Das Vindobona

Wallensteinplatz 6, 1200 Wien
www.vindobona.wien

Web-Tipp: www.andrea-eckert.com
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