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Manu Delago MANU DELAGO – „Silver Kobalt" Manu Delago
SPOTLIGHT (2. Teil): MANU DELAGO – gibt Einblicke in seinen Musikkosmos!
Interview: Andrea Beckert, Fotos: Andrea Beckert (2), Manu Delago (1), CD-Cover: Tru Thoughts Record

Wer herausragende Musik sucht, der sollte Manu Delago unbedingt kennen. Der Ausnahmekünstler aus Tirol steht regelmäßig mit Superstars wie Björk, Anoushka Shankar und Cinematic Orchestra (um nur 3 von vielen zu nennen) oder mit seiner Band auf der Bühne. Zwischendurch findet der Wahl-Londoner auch noch Zeit für seine eigenen Musikprojekte. Manu Delagos neues Album „Silver Kobalt“ ist am 2. April in den Handel ge-
kommen. In zehn unterschiedlichen Songs verschmelzen handgemachte Grooves mit Elementen aus experimentellem Pop, detailverliebter Elek-
tronik und verrockter Kammermusik mit indischen Rhythmen. Die CD-Veröffentlichung war ein willkommener Anlass, um sich mit dem sympa-
thischen Musiker und Komponisten noch vor der bevorstehenden Europa-Tour zum ausführlichen Interview im Radio Cafe zu verabreden.
Wien, 12:45 Uhr, das Radio Cafe ist bis auf dem letzten Tisch gut besucht, entsprechender Lärmpegel inkl.. Auf einer Bank liegt ein junger Mann mit geschlossenen Augen, richtig, das kann nur Manu Delago sein. Die Pressebetreuerin weckt ihn auf.

Andrea Beckert: Hallo, entschuldige die Störung, soll ich später wieder kommen?
Manu Delago: Nein, ich hab noch einen Jetlag, jetzt ist aber Zeit zum Aufstehen (lacht). Am Samstag war ich noch in New York, gestern war ich für einen halben Tag in Tirol und heute bin ich hier in Wien.
Dann hattest Du ein ziemlich kurzes Osterfest in Deiner Heimat.
Ja, ich hab auch Eier gepeckt – gegen das Auto (lacht), ich habe verloren. Soll ich die Verlosungs-CD gleich signieren?
Ja, bitte. Danke! – Du bist international bekannter als hier in Österreich. Damit Dich mehrösterreichische Fans besser kennen lernen, bitte ich Dich, folgende Sätze zu vervollständigen: Typisch für mich ist…
– – Das ist ein schwieriger Einstieg. – – Typisch für mich ist, dass ich viel unterwegs bin.
Musik…
– – ist eine globale Sprache.
London …
– ist multikulturell.
Das letzte Mal Lampenfieber hatte ich…
beim Fußballspiel Arsenal gegen Liverpool am 4. April 2015, Arsenal hat 4:1 gewonnen (strahlt über das ganze Gesicht).
Meine Mutter sagte immer,…
– Emanuel.
Silver Kobalt …
– ist ein Werk meines inneren Kobolds.
Gut, bleiben wir gleich bei Deinem neuen Album. Was kannst Du mir über die Arbeit „Deines inneren Kobolds“ erzählen?
Die Aufnahmen sind über das ganze Jahr 2014 entstanden. Der Großteil passiert zwischen mir und dem Produzenten Matt Robertson und anderen Produzenten. Und dann gibt es noch vier Gastsänger, Isa Kurz, sie singt und spielt Geige und Klavier in meiner Band, aus England kommen Anil Sebastian und Rahel und Katie Nooman kommt aus Australien. Es ist generell eine Weiterführung von meinem Vorgängeralbum „Bigger Than Home“, dass heißt, das Instrument Hang spielt wieder eine wichtige Rolle. Aber auch viele elektronischen Beats in Kombina-
tion mit klassischen Elementen wie Fagott und Streichinstrumente sind typisch. Auf der Hälfte der Songs sind Gastsänger zu hören. Es ist mir wichtig, dass die Vocals ein spezielles Element sind. Ich singe nicht, daher gehe ich meistens von den Instrumental-Tracks aus, und manchmal ergänze ich später die Vocals, die dann mit anderen Kooperationspartnern entstehen.
Wo lag die größte Herausforderung beim neuen Album?
Für mich persönlich war die größte Herausforderung, zum Schluss zehn Stücke fürs Album auszuwählen. Ich habe über einen langen Zeitraum gearbeitet und hatte sechzehn Stücke zur Auswahl. Da hatte ich die Qual der Wahl.
Nach welchen Kriterien hast Du die Songs ausgesucht?
Es ging darum einen roten Faden zu fingen. Ich musste schauen, welche Stücke für den Hörgenuss für zuhause geeignet sind. Es gibt Stücke, die funktionieren live besser als auf einer CD.
Auf welchen Song bist Du besonders stolz?
(Wirft einen Blick auf die CD) „Down to the Summit“. Warum, oder?
Ja.
Weil das Stück fast zehn Minuten dauert, es hat aber nur eine einfache Idee: Die Idee wächst und wird zum Schluss ganz groß. Das Stück habe ich mit der Gitarre in zehn Minuten geschrieben, aber die Ausarbeitung und die Aufnah-
men haben sich dann über ein paar Wochen gezogen.
Und wie entstand der Name des Albums?
Der Ursprung liegt in Metallen, Magneten und chemischen Elementen. Ich habe Magnete als Klangquelle genommen. Im metaphorischen Sinne sind Magnete anziehend oder abstoßend, so wie bei menschlichen Interessen von Personen. So ist das Thema des Albums entstanden. Über die Magnete bin ich auf den Kobold gekommen. Es gibt drei chemische Elemente: Eisen, Kobalt und Nickel, die sind permanent magnetisch. Der Name kommt aus dem Deutschen, die Leute dachten früher, dass Kobalt Silber ist und von den Kobolden verhext wurde. Kobalt wird unter anderem auch für Flugzeugbau aber auch für Implan-
tate für Hüften und Knochen etc. verwendet. Jeder Mensch hat Kobalt in sich als Grundbaustoff von Vitamin B12, welches uns mit Energie versorgt. Somit hat jeder Mensch einen Kobold in sich und für mich war das als Metapher symbo-
lisch für die versteckte Energie und das Verrückte im Menschen. Durch die Zusammenführung von Silber und Kobold entstand der Name „Silver Kobalt“.
Das war sehr aufschlussreich. Zu Deinen Spezialitäten gehört auch das Spielen auf dem coolen Instrument „Hang“. Wann und wo bist Du auf „Hang“ aufmerk-
sam geworden?

Das Instrument ist vor fünfzehn Jahren in Bern erfunden worden. Vor zwölf Jahren hat mein Vater es gesehen und mir gezeigt. Ich habe mich in dieses Instrument verliebt und seitdem spiele ich es. Ich war schon immer Schlag-
zeuger und spiele auch Klavier. Ich habe versucht, mein Wissen von den anderen Instrumenten zu adaptieren und mir so dieses Instrument selbst beizubringen.
Manu Delago
  Also war es Liebe auf den ersten Klang?
Ja, absolut!
Du startest demnächst Deine Solo-Tour anlässlich der CD-Veröffentlichung. Worauf freust Du Dich am meisten?
Auf der Bühne zu sitzen und stehen und die Musik, die über so einen langen Zeitraum entstanden ist, direkt ans Publikum zu bringen. Ich freue mich natür-
lich, wenn meine Musik im Radio läuft und viele Medien darüber berichten, aber das schönste ist vor Publikum zu spielen.
Ich möchte noch einmal kurz aufs Lampenfieber zurückkommen. Wann ist das Lampenfieber größer, wenn Du mit Superstars auf der Bühne stehst oder vor Deinen Solokonzerten, oder kennst Du kein Lampenfieber?
Beim Spielen selbst ist Lampenfieber eher selten, dann schon eher beim Fuß-
ball (lacht). Am ehestens, wenn es auf eine bestimmte Situation ankommt, wie zum Beispiel beim letzten Björk-Konzert bei der letzten Tour. Dieses Konzert wurde mit 24 Kameras mitgefilmt, daraus ist dann ein Dokumentationsfilm ent-
standen, der weltweit in den Kinos lief. Bei solchen Drucksituationen ist die Nervosität schon groß, aber bei einem Konzert bin ich nicht nervös. Wenn der Fokus auf ein Konzert gelegt wird, dann ist es ein bisschen stressig.
Wie viele Konzerte spielst Du ca. pro Jahr?
Rund 100.
Das ist eine beachtliche Anzahl. Wo ist Deiner Meinung nach die schönste Konzert-Location? Und warum?
Das ist witzig, ich war gerade ein paar Monate in New York und wir haben zehn Konzerte gespielt. Die ersten beiden Konzerte waren in der Carniegie Hall, wo jeder sagt: „Wow, die Carniegie Hall, unglaublich!“. Die nächsten zwei Konzerte fanden im Kings Theater statt. Das ist ein altes Stummfilmkino in Brooklyn, welches viele Jahre still lag. Nach aufwendiger Restauration ist dort wieder Leben eingezogen. Ich mag prinzipiell ausgefallene Bühnen. Wir haben auch schon in Altaussee in einem Bergwerk in einer Höhle gespielt, das ist schon sehr speziell, oder outdoor im Paznauntal in Tirol, da war die Bühne 1,2 km lang.
>Und was machst Du als erstes, wenn Du von einer Tournee zurückkommst?
Koffer packen für die nächste Tour (lacht). Am letzten Tag in New York habe ich noch Wäsche gewaschen, um mit sauberer Wäsche zurückzufliegen (lacht). – Ja, entweder Koffer packen für die nächste Tour oder auf den Berg gehen.
In London gibt es aber nicht sehr viele Berge. ;-)
>Nein.
Apropos London: Ist es als österreichischer Musiker leichter im Ausland, wie zum Beispiel in London, Karriere zu machen als hier in Österreich?
Ich kann nicht sagen, was wäre gewesen wenn, aber Länder wie England, Amerika oder auch Island haben eine wesentlich besser Export-Infrastruktur als Österreich. In Österreich ist das eher die Ausnahme, aber es gibt super Musik aus Österreich. Es freut mich, wenn Österreicher in London spielen.
Wo lagen die besonderen Herausforderungen und Umstellungen für Dich als Du nach London übersiedelt bist?
Am Anfang war es eine 100-prozentige Anonymität, man wird 24 Stunden nicht angerufen und niemand kennt einen. Ich habe die ersten zwei bis drei Jahre sehr viele Konzerte in sehr kleinen Clubs gespielt, wo man keine Bezahlung bekommt und sogar für Essen und Getränke zahlen muss. Es ist sehr hart in einer Großstatt, aber gleichzeitig ist es eine große Motivation, weil man in London das Gefühl hat, es könnte jetzt der Musiker oder der Agent im Publikum sitzen. Es ist die ständige Präsenz der internationalen Musikindustrie, das ist ein cooler Antrieb. Wenn man in England weiterdenkt, dann geht es schneller, dass man international arbeiten kann.
Dein Terminkalender scheint ziemlich voll zu sein. Wofür hättest Du gern mehr Zeit?
Für meine Freundin, für die Berge, und für meine Freunde. War das die richtige Reihenfolge (lacht)?
Ja, ich denke schon, Deine Freundin wird sich darüber sicherlich sehr freuen. Und noch eine Abschlussfrage: Wie lautet Dein Lebensmotto?
In Englisch würde ich sagen: „ Challenge me.“ In Deutsch: Ich suche die Herausforderung.
Wunderbar, dann will ich Dich bei der Suche nach neuen Herausforderungen nicht länger stören. Alles Gute und weiterhin viel Erfolg, vielen Dank fürs super, nette Interview.
Gern geschehen und Dankeschön!
TOP-TIPP: Weitere Informationen rund um die CD-Veröffentlichung und alle Konzerttermine von Manu Delago finden Sie hier…
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