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Fazit: Prof. Peter Weck, der die deutschsprachige Erstaufführung von „Cats“ 1983 nach Wien holte, übernahm die Schirmherrschaft über die magische Produktion im Zelt. Diesmal logieren die Stubentiger im eigenen imposanten schwarzen Cats-Theaterzelt mit leuchtend gelben Augen in Neu Marx. Dank der Rundbühne, so wie in der Londoner Originalfassung, ist kein Zuseher ist mehr als 20 Meter vom Gesche-
hen auf der Bühne entfernt. Zum besonderen Erleb-
nis für die Zuschauer wird die Show, wenn die flin-
ken Vierbeiner den Zuschauerraum stürmen, mit dem Publikum auf Tuchfühlung gehen und sich auch mal gerne den Nacken kraulen lassen.
Katzenliebhaber bekommen eine deutschsprachige Inszenierung geboten, die dem Londoner Original ziemlich nahe kommt. Kostüme, Choreografie und Bühnenbild der Europa-Tourproduktion orientieren sich stark an der Welturaufführung aus dem Jahr 1981. Zur großem Bedauerung unterscheidet sich die deutschsprachige „Wiederaufnahme“ nur durch die Sprache vom echten Original, denn Andrew Lloyd Webbers weltberühmten Melodien, wie „Der Rum Tum Tugger“, „Maccavity“, „Mr. Mistoffelees“ und vor allem der Welthit „Erinnerung“ (Memory) berühren im englischen Original eindeutig stärker.
Beeindruckend ist auch die ausgefeilte Technik, die über dem Schrottplatz einen Sternenhimmel oder andere Licht-Effekte erschafft. Einzig das permanen-
te Surren der Heizungsanlage stört in den musika-
lisch ruhigeren Songstellen.
Viel Lob gab es am Premierenabend für das gesamte Ensemble für Gesang, Akrobatik- und Tanzeinlagen, die (außer gelegentlich im zweiten Akt) im Einklang und mit viel Leidenschaft dargeboten wurden.
Mit akrobatischen Geschick und katzentypischen Gesten bewegen sich die „Jellicle“-Katzen durch den Schrottplatz und feiern noch immer in hauten-
gen, bemalten Originalkostümen von John Napier in Leggins und Legwarmers ihren Katzen-Ball. Die kör-
perlich fordernden Choreografien von Gillian Lynne wurden beibehalten und die Körperspannung bis in die Fellspitze bzw. in die Fingerspitze gepaart mit tänzerischer Grazie verlangt – heute wie damals – den Darstellern viel ab. |
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Das aktuelle Katzenvolk (Cast) besteht aus 33 Dar-
stellern (24 davon werden täglich ca. 1,5 Stunden lang für die Bühne geschminkt). Von den guten bis sensationellen Hauptdarstellern bis zur kleinsten Nebenrolle bringen alle die verschiedenen mensch-
lich porträtierten Charaktere der Katzen famos auf die Bühne:
Dominik Hees als wunderbar sexy Rum Tum Tug-
ger lies nicht nur die Herzen der Katzendamen hö-
her schlagen. Mit seiner enormen Bühnenpräsenz und seiner glaubwürdigen Spielfreude verkörperte er seine Rolle, dem eingebildeten Rockstar unter den Samtpfoten, einfach perfekt, ohne dabei über-
trieben zu wirken. Masha Karell als ausgestoßene Ex-Schönheit Grizabella spielte ihre Rolle (bis Ende Februar) gut, auch wenn sie teilweise in zu sehr schmerzvoller „Erinnerung“ schwelgte. Ein bisschen weniger Mimik, dafür mehr echt wirkende Gefühle und die Freigabe ihrer kraftvollen Stimme (so wie namhaften Vorgängerinnen) wären wünschenswert gewesen. Spätestens während des Gänsehaut-Hits „Erinnerung" („Memory") bereut man die deutsche Fassung und ertappt sich beim lautlosen Mitsingen des englischen Textes. Mark John Richardson zog als magisch zaubernder schwarzer Kater Mr. Mistophelees jeden – auf und vor der Bühne – in sei-
nen Bann. Im einen Moment flirtet er mit dem Publi-
kum am Bühnenrand und im nächsten Moment ver-
zaubert er als miauender Wirbelsturm mit genialen Tanzeinlagen, auch wenn anspruchsvolle dreifache Drehungen nicht zu seinen Stärken zählen, viel-
leicht lag es an der Nervosität bei der Wienpremiere.
Das Katzenoberhaupt Alt Deuteronimus verkörpert Martin Berger sehr überzeugend, ebenso wie Ádamo Dias den Fiesling Macavity und Anique Bosch die süße Victoria. Die Musical-Geschwister-Katzen Gavin Eden (Mungojerrie) und Marleen de Vries (Rumpleteazer) begeisterten restlos mit ihrer akrobatischen Spielfreude. Traumhaft ist Frank Logemann als Bustopher Jones/Asparagus/Growl-
tiger in seinen Szenen. Da „schnurrt“ auch die gan-
ze Hightech-Theatertechnik.
Auch vier Österreicher haben es ins tolle Cast ge-
schafft: Denise Jastraunig (Swing, Cover Jenny Fleckenreich/ Gumbie, Jellylorum/ Griddlebone), Nazide Aylin (die seit Anfang März als Grizabella zu sehen ist), Martin Berger (alternierender „Alt Deu-
teronimus“) und Birgit Breinschmid (Bombalurina). |
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